Reha-Protokoll #2: Warmblutstute Luna
Luna begleite ich seit Anfang Januar 2010. Sie wurde mir vorgestellt als 21jähriges Pferd mit Hufrehe auf dem rechten Vorderhuf. Bei meinem ersten Besuch lief sie im Schritt deutlich lahm; bei Wendungen schloß man besser die Augen, so schmerzhaft war das für Luna. Zusätzlich zur Hufrehe hat Luna am rechten Vorderhuf eine Narbe am Kronrand, die wulstiges Horn herabwachsen lässt, und ein Hufrollensyndrom am linken Vorderhuf
Krankheitsgeschichte:
Im August 2009 lief Luna auf allen vier Hufen lahm. Der hinzugezogene Tierarzt vermutete eine Lederhautentzündung oder Hufabszesse; von Hufrehe war zunächst nicht die Rede. Die Besitzer behandelten Luna jedoch „aus dem Gefühl heraus“ auf Rehe, und als Ende September geröngt wurde, konnte eine Hufbeinrotation und Absenkung am rechten Vorderhuf festgestellt werden. Dieser Huf wies dazu auch eine typisch verbreiterte Weiße Linie auf.
Der Tierarzt empfahl einen orthopädischen Beschlag. Der hinzugezogene Hufschmied klebte Anfang Oktober aufgrund der Diagnose Dallmer Rehe-Clogs an die Vorderhufe, mit dem Ergebnis, daß das Pferd keinen Schritt mehr laufen wollte. Der Klebebeschlag wurde deshalb zwei Tage später wieder entfernt. Die Besitzer benutzten dann – wie auch schon vor dem Beschlag – wieder Hufschuhe mit einer ausgeschnittenen Zehe und angeraspeltem Abrollpunkt.
Anfang Januar bot sich mir folgendes Bild: der rechte Vorderhuf hatte eine ausgesprochen lange Zehe und somit einen sehr ungünstigen Abrollpunkt. Zudem waren die Trachten sehr hoch. Als erste Maßnahme wurde zur Optimierung des Abrollpunkts die Zehe stark gekürzt und bis in den Lamellarkeil hinein berundet, damit der Abrollpunkt an der Stelle zu liegen kam, wo er auch bei einem gesunden Huf wäre. Die zu hohen Trachten wurden beim ersten Trim kaum erniedrigt, dafür aber eine starke Rundung am Trachtenende angebracht, damit Luna beim Auffußen quasi auf die Trachten rollen konnte. Sie lief spontan besser.
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Ausgangssituation Anf. Januar 2010: lange Zehe, hohe Trachten, schlechter Abrollpunkt | | Ausgangssituation: Sohlenansicht | | Nach 1. Trim: Abrollpunkt optimiert als erste Maßnahme |
Die Bearbeitungstaktik wurde im 2-3wöchigen Rhythmus beibehalten; Ende Januar bekam ich per Mail ein Bild von Luna, wie sie über die verschneite Winterweide galoppiert – ich war sprachlos. Im April begann ich, auch die Trachten niedriger zu raspeln.
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Ende Januar: Luna rennt | | Ende Februar: immer wieder wird der Abrollpunkt optimiert | | Ende Februar: von vorn ist gut die Narbe am Kronrand zu sehen, sowie der Lamellarkeil ("verbreiterte Weiße Linie") |
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Ende April: jetzt werden auch die Trachten immer stärker erniedrigt, der Huf kommt immer besser in Form | | Ende April: Anhaltspunkt für die Bearbeitung der Trachten ist immer die Sohle. Gut zu sehen: der optimierte Abrollpunkt |
Jetzt, im Juli 2010, beginnt sich die Weiße Linie zu schließen. Man kann jedoch nach wie vor sehen, dass im Zehenbereich eine Abszesshöhle ist; diese wird noch einige Wochen zum Herauswachsen benötigen. Es wurden erneut Röntgenbilder gemacht; die Hufkapsel paßt nun wieder besser zum Hufbein, und die Zehenachse der Knochen (Hufbein, Kronbein, Fesselbein) ist nicht mehr gebrochen.
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Ausgangssituation: gut zu erkennen ist die Rotation des Hufbeins,es ist nicht mehr parallel zur Zehenwand. Zudem ist die Zehe extrem lang, das Horn am Kronrand regelrecht zusammengefaltet | | Juli 2010: Hufbein und Zehenwand sind fast wieder parallel; wenn sich die Weiße Line komplett geschlossen hat, wird dies endgültig der Fall sein. Die Zehe ist gekürzt und berundet, die Trachten niedrig - sogar der Wulst der alten Narbe am Kronrand hat sich abgeflacht |
Mittlerweile läuft Luna fast lahmfrei, nur auf unebenem hartem Boden zeigt sie noch eine leichte Fühligkeit.
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unter dem wulstigen Narbenhorn kommt eine Abszeßhöhle zum Vorschein | | Juli 2010: die Weiße Linie beginnt sich wieder zu schließen - endlich! | | Juli 2010: die Trachten sind wieder auf der richtigen Höhe - nämlich natürlich niedrig |